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Säulenordnung im architektonischen Kontext bezeichnet das System und die Regeln, nach denen Säulen in der klassischen Architektur gestaltet und angeordnet werden. Diese Ordnungen definieren die Proportionen, Details und das Erscheinungsbild von Säulen und den sie umgebenden architektonischen Elementen. Die bekanntesten Säulenordnungen stammen aus der antiken griechischen und römischen Architektur.

Allgemeine Beschreibung

Eine Säulenordnung ist ein klassisches architektonisches System, das den Aufbau und die Gestaltung von Säulen und ihren zugehörigen Bauteilen wie Kapitellen, Schäften, Basen und Architraven festlegt. Die Säulenordnung bestimmt die Proportionen und das Erscheinungsbild von Gebäuden, insbesondere von Tempeln, öffentlichen Gebäuden und repräsentativen Bauten.

Es gibt fünf Hauptsäulenordnungen, die in der klassischen Architektur verwendet werden:

  1. Dorinische Ordnung:

    • Merkmale: Die dorische Säulenordnung ist die einfachste und massivste der Ordnungen. Sie zeichnet sich durch einen ungegliederten, glatten oder kannelierten (gerillten) Säulenschaft und ein schlichtes, scheibenförmiges Kapitell aus.
    • Proportionen: Dorische Säulen sind oft relativ kurz und dick, was ihnen ein kraftvolles und stabil wirkendes Erscheinungsbild verleiht.
    • Verwendung: Besonders verbreitet in der griechischen Architektur, etwa im Parthenon in Athen.
  2. Ionische Ordnung:

    • Merkmale: Die ionische Säulenordnung ist schlanker und eleganter als die dorische. Sie hat einen kannelierten Schaft und zeichnet sich durch das charakteristische Kapitell mit Voluten (spiralförmigen Verzierungen) aus.
    • Proportionen: Ionische Säulen sind schlanker und höher, mit eleganteren Proportionen.
    • Verwendung: Häufig in griechischen und römischen Tempeln, z.B. im Erechtheion in Athen.
  3. Korintische Ordnung:

    • Merkmale: Die korinthische Ordnung ist die reichste und dekorativste. Sie hat ein aufwendig verziertes Kapitell mit Akanthusblättern und oft zusätzliche Verzierungen.
    • Proportionen: Ähnlich der ionischen, aber oft noch schlanker und höher.
    • Verwendung: Besonders in römischen Tempeln und Bauten, z.B. im Pantheon in Rom.
  4. Kompositordnung:

    • Merkmale: Eine römische Erfindung, die Elemente der ionischen und korinthischen Ordnung kombiniert, insbesondere das Volutenkapitell der ionischen und die Akanthusblätter der korinthischen Ordnung.
    • Verwendung: Typisch für spätere römische Architektur, wie in der Basilica Ulpia in Rom.
  5. Toskanische Ordnung:

    • Merkmale: Die toskanische Ordnung ist eine vereinfachte Variante der dorischen, jedoch ohne Kanneluren am Schaft und mit einem glatteren, einfacheren Kapitell.
    • Verwendung: Oft in römischen Bauten, vor allem in eher funktionalen oder militärischen Strukturen.

Anwendungsbereiche

Säulenordnungen werden in verschiedenen Bereichen der Architektur verwendet:

  • Klassische Tempel: Die Ordnungen sind grundlegende Elemente in der Gestaltung antiker griechischer und römischer Tempel.
  • Renaissance- und Barockarchitektur: In diesen Epochen wurden die klassischen Säulenordnungen wiederbelebt und weiterentwickelt, um repräsentative Gebäude und Kirchen zu gestalten.
  • Moderne Architektur: Säulenordnungen werden auch in der Neoklassik und im Postmodernismus zitiert, um historische Anklänge und stilistische Referenzen zu schaffen.

Bekannte Beispiele

Ein berühmtes Beispiel für die Verwendung der dorischen Ordnung ist der Parthenon in Athen, der als klassisches Meisterwerk der griechischen Architektur gilt. Für die ionische Ordnung ist das Erechtheion in Athen, mit seinen eleganten und schlanken Säulen, ein typisches Beispiel. Die korinthische Ordnung findet sich eindrucksvoll im Pantheon in Rom.

Behandlung und Risiken

Die genaue Anwendung der Säulenordnungen erfordert ein tiefes Verständnis der Proportionen und ästhetischen Prinzipien der klassischen Architektur. Unsachgemäße Anpassungen oder Missachtung der Regeln können zu disproportionalen oder unausgewogenen Bauwerken führen. Besonders in der Rekonstruktion oder im Neoklassizismus ist es wichtig, die traditionellen Prinzipien der Säulenordnungen zu respektieren, um den ästhetischen und historischen Wert des Bauwerks zu erhalten.

Ähnliche Begriffe

  • Kapitell: Der obere Abschluss einer Säule, der je nach Säulenordnung unterschiedlich gestaltet ist.
  • Entasis: Eine leichte Wölbung des Säulenschafts, die oft in dorischen und ionischen Säulen verwendet wird, um optische Verzerrungen auszugleichen.
  • Architrav: Der horizontale Balken, der auf den Kapitellen der Säulen aufliegt und Teil des Gebälks ist.

Zusammenfassung

Die Säulenordnung bezeichnet im architektonischen Kontext das klassische System zur Gestaltung und Anordnung von Säulen in der griechischen und römischen Architektur. Es gibt fünf Hauptordnungen: dorisch, ionisch, korinthisch, komposit und toskanisch, die sich durch spezifische Proportionen und Details auszeichnen. Säulenordnungen spielen eine zentrale Rolle in der Ästhetik und Funktionalität klassischer und klassizistischer Bauwerke.

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